Beruflicher Neustart mit 50plus: Zwischen Erfahrung und Zukunft

Laut einer aktuellen Analyse des Karriereinstituts Fecke Coaching zeigt sich die Arbeitsmarktlage für Menschen über 50 in der Ortenau zunehmend herausfordernd. Über 2.000 Menschen dieser Altersgruppe sind derzeit arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu jüngeren Arbeitssuchenden bleibt die Dauer der Arbeitslosigkeit deutlich höher.

Gleichzeitig stehen zentrale Branchen wie Bauwirtschaft und Automobilzulieferung unter Druck. Insolvenzen, Auftragsrückgänge und Personalabbau sorgen für Verunsicherung – und treffen insbesondere erfahrene Fachkräfte, die am Ende ihrer Berufsbiografie stehen.

Selbständig „Wer über 50 ist, bringt nicht weniger mit – sondern mehr Klarheit, Erfahrung und ein echtes Gespür für Menschen“, sagt Hanno Fecke, Leiter des Karriereinstituts. Dennoch falle es dieser Zielgruppe oft schwer, in feste Anstellungsverhältnisse zurückzukehren. Der Markt verlangt zunehmend Flexibilität, digitale Kompetenz und projektbasierte Lösungen.

Prognosen gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe 50plus bis 2030 auf bis zu 6 % steigen könnte – sofern keine strukturellen Gegenmaßnahmen erfolgen. Besonders gefährdet sind Erwerbsbiografien mit veralteten Qualifikationen oder geringer digitaler Anschlussfähigkeit.

Die Digitalisierung wirkt dabei zweischneidig: Sie ersetzt traditionelle Aufgabenfelder, eröffnet jedoch zugleich neue Formen der Erwerbsarbeit. Plattformmodelle, Onlineberatung, spezialisierte Dienstleistungen oder hybride Geschäftsmodelle bieten gerade für erfahrene Berufstätige neue Spielräume.

„Die Frage ist nicht, ob die Digitalisierung kommt – sondern ob man mit ihr gewinnt oder verliert“, sagt Fecke. Aus seiner Sicht ist die Selbstständigkeit für viele 50plus-Kandidaten eine ernstzunehmende Option: als Einzelunternehmer:in, Berater:in oder Anbieter:in individueller Leistungen.

Zwar erfordert dieser Schritt eine sorgfältige Vorbereitung und ein realistisches Konzept, doch laut Studien des Instituts für Mittelstandsforschung haben Gründungen in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich hohe Überlebensquoten.

Fördermittel wie der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit können unterstützen – entscheidend bleibt jedoch die eigene Initiative. „Viele Menschen über 50 starten nicht neu – sie starten richtig“, betont Fecke. Erfahrung, Branchenkenntnis und persönliche Klarheit werden zunehmend zu unternehmerischem Kapital.